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Portraits von Friesenpferden


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Sander van het Hoksent Sport

Benjamin Becker erzählt uns die Geschichte wie er zu seinem „Sander van het Hoksent“ kam.

Vorwort
Zunächst mal zum Verständnis, Sander van het Hoksent heisst bei uns eigentlich nur „Hook oder Hooky“ als Rufnamen. Zum einen sah er, als er in Deutschland ankam, nicht nach ,,Sander“ aus und der Name war etwas vorbelastet für uns. Hook(y) ist das Überbleibsel von „Hoksent“.

Unsere Geschichte beginnt am 1.4.2008
Nachdem ich meinen geliebten Oege-Sohn Rinke leider durch eine OP aufgrund eines Kieferbruchs verloren habe am 5.3.2008, zu allem Übel zwei Tage vor meiner Zwischenprüfung, war es meiner Familie, meiner Chefin und mir sowieso klar, dass der leere Platz von Rinke wieder eingenommen werden muss, damit es mir auch nur ansatzweise wieder gut gehen konnte.

Der Plan – so zog Sander van het Hoksent bei uns ein
Der Junge bekommt einen Dreijährigen, den er dann selbst anreiten kann und dann, wenn alles klappt, ein wenig Dressur im Turniersport zu starten. Zugegeben, im Nachhinein ein sehr idiotischer Plan und ich rate jedem davon ab sich diesen Traum auf diese Weise zu erfüllen. Meine Reitkenntnisse damals auf E-Niveau, gut ich konnte mich halbwegs auf dem Pferd halten. So fuhren mein Vater und ich dann unter Begleitung zweier Freunde, die sich in Holland und im Pferdehandel auskannten los, um mehrere grosse Ställe in Holland anzufahren und unter den vielen Schwarzen Perlen die wir erwarteten den Richtigen für mich herauszupicken. Drei Tage waren eingeplant. Morgens um 6 gings los, Mittags um 1 Uhr waren wir inkl „Sander van het Hoksent“ auf dem Anhänger wieder auf dem Heimathof. Dafür hatten wir eigentlich zwei bis drei Tage eingeplant. Ganz ehrlich, eigentlich wollte ich ihn zu Beginn gar nicht. Wir haben uns im ersten Stall ca. 12 Dreijährige Hengste angesehen. Es durfte ruhig ein Hengst sein bzw. sollte, denn wenn er sich nicht benehmen könnte, ein Wallach hat man schnell daraus gemacht. Nach langen Diskussionen kamen dann Zwei in die engere Auswahl. Mein Favorit war wirklich ein sehr spektakulär trabendes Pferd, allerdings wenig ausbalanciert. Aber gut, immerhin gerade erst drei Jahre alt. Derjenige, der schließlich auf dem Anhänger landete war Hooky. Es hat wirklich etwas Überredungskunst gekostet bis ich ihn zwar noch mit etwas Murren mitgenommen habe und ich bin bis heute für diese Überredungskunst unserer Freunde sehr dankbar, denn sonst hätte ich dieses einmalige Pferd wohl nie genommen.

Hooky darf bleiben
Hooky zeichnete sich beim Laufen auf dem, zugegeben etwas schlammigen Platz, durch eine durchwegs gute Galoppade und unheimliches Gleichgewicht aus. Von dem was ich damals beurteilen konnte, hatte er auch ein recht „nettes“ Papier. Zudem hat die Bekannte, die mit uns da war, ebenfalls einen Ymte-Sohn zuhause, der mir recht gut gefiel. Ich wusste, dass er umgänglich war. Zudem sicherte man uns eine „Geld zurück Garantie“ zu, sollte er innerhalb einer Woche in Deutschland nicht durch den „TÜV“ gehen. Hooky konnte man problemlos an der Longe Probereiten und ich hatte ein gutes Gefühl. Auch hier klappte der Galopp auf Anhieb. Das war auch eins der ausschlaggebenden Punkte, da Rinke bis zu seinem Tod immer noch Probleme damit hatte (Anmerkung der Redaktion: die Galoppade war damals ein grosses Manko in der Zucht, welches heute sehr stark verbessert worden ist). Gut, also nahmen wir Sander van het Hoksent mit. Die Ankaufsuntersuchung verlief glatt. Als ich dann in der gleichen Woche noch Kontakt zu seinem Züchter aufnahm, der auch Anders 451, der damals noch Cas hiess, gezüchtet hat, hörte er von mir klar: „Hooky darf bleiben!“ (bzw muss!).

Erste Grundausbildung
Hooky stellte allerdings zu diesem Zeitpunkt in überhaupt gar keinster Weise das dar, war ich mir von einem Hengst vorstellen würde. Er war gross gewachsen mit damals schon einem schönen Stockmass von 1,66m als wir ihn holten. Das war auch ein wichtiger Kriterienpunkt, da ich selbst 1,86m gross bin und es nicht „zu sehr gedrückt aussieht“, wenn ich auf meinem neuen Pferd reite. Der Rest von meinem Hooky war allerdings sehr bedürftig. Er war dünn und schlacksig. Er hatte einen viel zu grossen Kopf für seinen Körper. Einen langen aber dünnen Hals und Mähne und Schopf reichten nicht mal zwei Hand breit nach unten. Die enttäuschten Gesichter der Leute, als Benjamin „seinen Neuen“ aus Holland auf dem Hof ablud, versuchten zwar alle irgendwie zu vertuschen, aber gut ich hatte mir auch etwas anders vorgestellt. Dieses Bild von ihm sollte sich aber schlagartig ändern. Nach dem er zuhause war und erstmal eine halbe Stunde später der Hufschmied an die Hufen und ich ihn danach in der Waschbox einem Vollbad unterzogen hatte, erreichte die Mähne und der Schopf durch kämmen eine annehmbare Länge. Das Fell glänzte auch etwas mehr. Hooky nahm jeden Tag zu und entwickelte sich prächtig. Wir hatten ihn noch zwei Monate auf der Anlage stehen. Wir wollten ihm etwas Grundausbildung geben, damit ich alleine die GGAs (Grundgangarten) in der Bahn reiten kann und „Lenkung und Bremse“ halbwegs funktionierten. Hooky durfte den Sommer nochmals auf der Koppel zuhause bei uns geniessen. Zum Winter kam er dann wieder auf  die Anlage zurück und wir setzten seine Ausbildung fort.

Erste Siege auf dem Dressurparkett
Vierjährig starteten wir dann in die Saison und konnten gleich erste Siege und Platzierungen in der E-Dressur und sogar in der A-Dressur bis hin zu einem zweiten Platz in der Dressurpferde A immer ausschliesslich gegen Warmblüter erreiten. Das war meine erste Saison im Turniersport, da konnte man nicht meckern (Bravo Benjamin! wir gratulieren herzlich zu dieser sehr guten Leistung). Hooky ist ein wirklich unglaublich unkompliziertes Pferd. Als vierjähriger Hengst stieg er ohne einen Mucks mit anderen Pferden auf Anhänger und im Lkw fuhr er sogar mit Stuten zusammen ohne eine Mine zu verziehen. Im Turniertrubel stets unauffällig, was sein Verhalten angeht. Die Blicke der Zuschauer waren ihm ab seiner ersten Saison sicher. Er stand am Halfter brav mit einem kleinen Mädchen am Abreiteplatz im Schatten und interessierte sich nicht einem Augenblick für Stuten oder seine anderen Artgenossen seines Geschlechts. Auch im Anhänger konnte er immer problemlos mit Wallachen und mit Sichtschutz sogar mit Stuten fahren. Hooky war immer enorm entspannt!

Vereinsmeister
Wir beendeten die Saison mit dem Titel des Vereinsmeisters in der Dressur und trainierten im Winter über fleissig für unser Debüt in Klasse L. Nach ein paar kleinen Anlaufschwierigkeiten in dieser Klasse nahmen wir langsam Fahrt auf und konnten uns Fünfjährig bereits vordere Platzierungen auf unser Konto schreiben. So ging es stetig weiter. Im Oktober 2010 zogen wir dann gemeinsam ins Rheinland um, weil ich dort mein Studium begonnen hab und Hooky musste selbstverständlich mit. Sein neues Zuhause wurde das Gestüt Wellesberg, 10 Minuten von der Uni entfernt bei Familie Grollius. Unter der Anleitung von Nicole Grollius entwickelten wir uns nochmal ein gutes Stück weiter.

Fremdreiterinnen
Als ich im September 2012 mit dem „Pfeifferschen Drüsenfieber“ vom Bundeschampionat heim kam, war mit Reiten erstmal nichts mehr drin. Hooky stand zu der Zeit sowieso für auf der Anlage unseres Reitvereins in Kurtscheid. Hier trainierte er mit drei weiteren Friesen für die Jugendmannschaft des Landeschampionats in Zeiskam. Da meine reiterliche Karriere für den Rest des Jahres auf Eis gelegt werden musste, übernahm eine gute Freundin von mir, zusammen mit meiner neuer Trainerin Tanja Aust, das Training von Hooky und er blieb für den Rest des Jahres in Kurtscheid.

Landeschampionat
Bei dem Landeschampionat konnte sich die „Friesische Jugendmannschaft“ aus Kurtscheid gut platzieren und sogar als Ersatzpferd von Denise Ewenz konnte sich Hooky mit der Reiterin, die er 10 Minuten vor der Prüfung auf dem Abreiteplatz kennenlernte, sofort in einer A-Dressur platzieren. Natürlich habe ich mich an diesem Wochenende gegen allen ärztlichen Rat und die Engelszungen meiner Mutter hinweg gesetzt und sterbender Weise das geschehen dieses Turniers aus einem Plastikstuhl vom Rande aus mitverfolgt, ist ja klar.

Sport-Prädikat
Seit Weihnachten war ich dann wieder im Sattel und Hooky und ich zogen pünktlich zum Fest wieder in die Heimat, da mein Studium nun beendet wurde.
Ich glaube, der Rest unserer Geschichte ist bereits bekannt, denn das Highlight 2013 war und ist schließlich das erreichen unseres Sport-Prädikats.

Euer Benjamin Becker